23. Mai 2022, 18:30-20:00
Universität Wien, Hörsaal 41, Hauptgebäude
In der Reihe: “Disziplinen in Bewegung” des Fakultätszentrums für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien
Vortragende: Prof.in Dr. Viola König (Berlin)
Koreferat: Prof. Dr. Thomas Hellmuth (Wien)
Die Diskussion wird moderiert von Prof. Dr. Marko Demantowsky (Wien).
Geschichten aus einem „Vergessenen Kontinent“. Die Amerikas im Humboldt Forum im Berliner Schloss
Das neue, immer noch nicht vollständig eröffnete Humboldt Forum kam seit den ersten Planungen aus den Schlagzeilen nicht heraus. Die Tatsache, dass ausgerechnet in einem rekonstruierten Barockschloss der Preußen die „Schätze“ der Welt präsentiert werden, von denen der überwiegende Teil während der Kolonialzeit gesammelt wurde, hat nachhaltige Debatten und Kontroversen angestoßen. Inbesondere im Rahmen der globalen Themen Kolonialismus und die Folgen, Rassismus in zeitgenössischen Gesellschaften, wird das Projekt Humboldt Forum ungemindert heftig kritisiert und in Frage gestellt. Im Zentrum stehen die Sammlungen des Ethnologischen Museums aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika und im Südpazifik („Südsee“) und die Forderung nach Offenlegung der Provenienzen verbunden mit ihrer Restitution in die Herkunftsländer. Diese finden in größerem Umfang derweilen in den großen europäischen und auch einigen nordamerikanischen Museen statt. Erst seit kurzem beginnt die Forschung in Deutschland sich intensiver mit den Sammlungen aus Asien zu befassen, insbesondere der Beute aus dem sog. „Boxeraufstand“.
Der Vortrag zeigt an ausgewählten Beispielen das Prinzip, wie deutsche Sammler sich auf der Basis bester Vernetzung mit einer einflussreichen Community aus lokalen Politikern, deutschstämmigen Geschäftsleuten und Angehörigen des Klerus indigenes Kulturgut aneigneten. Erfolgen daraus berechtigte Forderungen nach Restitution, durch wen und aufgrund welcher Kriterien?
Zur Person der Vortragenden:
Direktorin Ethnologisches Museum Berlin (2001-2017), Übersee-Museum Bremen (1992-2001), Direktorin Völkerkunde-Abteilung am Weltenmuseum Hannover (1986-1992). Kuratorin von internationalen Ausstellungen, darunter „Azteken“ (Berlin 2003), „Die Tropen“ (Rio de Janeiro, Brasilien, Berlin, Kapstadt, Bangkok 2008-2010), „Indianische Moderne“ (Berlin 2012).
Konzeption und Realisation Neubau ‚Übermaxx’ (Eröffnung 1999), der ersten öffentlichen Schausammlung in Europa, für das Übersee-Museum Bremen. Konzeption und Planung des ersten Ausstellungskonzeptes für das Humboldt-Forum Berlin (2008-2016).
Honorarprofessorin für Altamerikanistik und Kulturanthropologie, Lateinamerika-Institut Freie Universität Berlin und Kulturwissenschaften Universität Bremen. Gastprofessorin Art Department, Tulane University New Orleans (2000, 2014), sowie Affiliate Middle American Research Institute (MARI) seit 2019. Promotion in Altamerikanistik. Forschungsschwerpunkte Mesoamerikanistik, indigenes Nordamerika und Provenienzforschung. Forschungen in Mexiko, Alaska u.a.m.
Website: https://www.lai.fu-berlin.de/homepages/koenig
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