von Iman Elghonemi
Der zweite Teil der transdisziplinären Vortragsreihe “Historisch-kulturwissenschaftliches Forschungsdatenmanagement transdisziplinär” (im Rahmen des Formats “Disziplinen in Bewegung”) wurde am 24. November aus einem Blickpunkt der germanistischen Forschung gehalten. Hierfür durften wir am Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien Univ.-Prof. Dr. Gerhard Lauer – Gutenberg-Professor für Buchwissenschaft an der Universität Mainz – herzlich begrüßen.
Konkret arbeitet Prof. Lauer unter anderem mit der experimentellen Leseforschung und zur rechnergestützten Buchgeschichte, die er in seinem Vortrag dann auch zum Thema machte. Die zentralen Fragen, die dabei gestellt wurden, waren die nach der Einzigartigkeit des Gegenstandes der geisteswissenschaftlichen Erkenntnis, und auch die Frage, wie dieser Forschungsgegenstand statistisch und mit Methoden der Digital Humanities gut bearbeitet werden könnte.
Lauer verdeutlichte durch das Auf-den-Kopf-Stellen des Buchtitels „Wahrheit und Methode“ von Hans-Georg Gadamer in „Methode und Wahrheit“ seinen grundlegenden Ansatz und zerlegte im Folgenden den geisteswissenschaftlichen Erkenntnisprozess in seine einzelnen Bestandteile. Dabei ging er auf die Reihenfolge und Details dieses Prozesses mit der These ein, dass dieser Erkenntnisgegenstand nicht einzigartig sei. Zudem wurde die “computationelle Methodik” für das interdisziplinäre Publikum dargelegt. Diese sei eine unter anderen geisteswissenschaftlichen Methoden, sie sei noch jung, aber zumindest in Hinsicht auf neue Erkenntnisse ergiebig. Lauer zog für diese Erläuterungen zahlreiche Beispiele aus der Literaturwissenschaft heran.
Im Anschluss erweiterte der Wiener Univ.-Prof. Dr. Stephan Müller in einem Kommentar mit seinem kritischen Blickpunkt auf diese Form der Erkenntnisgewinnung den Horizont der Debatte. Von großer Bedeutung sei für ihn vor allem der Schritt vor der Datenerhebung: die Frage nämlich nach dem Zweck der Forschungsdaten und danach, welche Erkenntnisse aus einer nahezu unendlichen Menge von digital erhobenen Daten gezogen werden könnten oder sollten.
Der kommende Vortrag findet am 15. Dezember um 18:30 in der Kolingasse 14-16, SE 5 statt. Dr.in Gudrun Knaus (Frankfurt a.M.) wird zur Vortragsreihe aus der Perspektive der Kunstgeschichte vortragen.